Eine Geschichte aus dem (zukünftigen) Gemeinschafts-Leben

Published by

on

Samstag morgen. Ich wohne im Wohngemeinschaftsteil unseres Mehr-Generationen-Hauses. Außer der WG gibt es Appartements und Familien-Wohnungen. In unserer kleinen WG-Küche ist niemand. Ach ja, zwei Menschen sind ja schon bei der Arbeit, in ihrem Laden; P. schläft noch nach seiner Spätschicht gestern; M ist sowieso ein Morgenmuffel … So gehe ich ins Parterre, in unseren großen Gemeinschaftsraum mit der Küche für alle. Dort herrscht Leben. Kaffee, Tee, Brötchen, Müsli, selbstgebackenes Brot usw. stehen auf dem Tisch.

In der Spielecke bauen die Zwillinge einen Bauernhof, zusammen mit N., einer ihrer „zusätzlichen“ Tanten/Großmütter. E., die Mutter der Zwillinge, ist alleinerziehend und ihre Eltern wohnen in Hamburg. Für sie ist es eine große Erleichterung und Unterstützung, hier weitere zugewandte Bezugspersonen für ihre Kinder gefunden zu haben. Nur so kann sie auch am Samstag Vormittag arbeiten.

B. fragt, wer für ein paar Bahnen mit ins Freibad kommen will. Einige verabreden sich für etwas später,  weil W. und L. erst noch ihren Gemeinschaftsdienst in Haus und Garten erledigen wollen. Um 2 Uhr wird es Mittagessen geben, K. hat versprochen, für alle zu kochen – und ihr Essen ist immer super-lecker. N. und C. werden am Nachmittag mit den Zwillingen und zwei großen Kids ins Freibad gehen.

Am einen Ende des Frühstückstisches hat D. eine Notiz über das bedingungslose Grundeinkommen aus der Zeitung vorgelesen. Eine Diskussion entsteht, die zunehmend hitziger wird, mehrere Leute reden gleichzeitig. Da erinnert G. an die „Gesprächskultur“, die wir eigentlich praktizieren wollen: Ausreden lassen, wirklich zuhören, am besten in Runden sprechen, damit jede/r zu Wort kommt, und: andere Meinungen als Bereicherung ansehen, als mögliche zusätzliche Dimension eines Themas ….

Später. Bei diesem angenehmen Wetter essen wir im Garten zu Mittag, der Küchendienst hat draußen schon alles vorbereitet. Das Essen ist köstlich (finden fast alle, smile). Eine kleine Gruppe bleibt nach dem Essen sitzen, redet, trinkt noch zusammen Kaffee, redet weiter, zwei Leute spielen mit Kindern aus dem Projekt, jemand genießt die Hängematte, Freunde aus der Nachbarschaft kommen dazu: Sommer-Samstagsnachmittags-Idylle ….

Dann wird das Gespräch ernster: Heute wird A. nach drei Wochen zurückkommen. Sie war wegen eines Todesfalles bei ihrer Ursprungsfamilie. Wie es ihr jetzt wohl geht? Als sie später ankommt, wird sie lange, ohne viele Worte umarmt, gehalten; ein paar Tränen fließen, nicht nur bei ihr. „Schön, wieder zu Hause zu sein,“ sagt sie schließlich. – Der Tag vergeht mit verschiedenen Aktivitäten oder mit Entspannen, in Gruppen, zu zweit, allein – je nach Bedürfnis.

Für den Sonntag ist ein Gemeinschafts-Prozess angesetzt: „einfach“ Zeit zum zusammen Sein. Sich zeigen mit dem, was einen bewegt. Mit aller Verletztheit,  Unsicherheit, aber auch Stärke. Gesehen werden. So sein dürfen. Das kann heilsam sein.

Die Kinder der Gemeinschaft machen in der Zeit einen Ausflug, begleitet von zwei Erwachsenen, die sich dazu gemeldet haben.

Ich, Elisabeth, bin die älteste in der SchwarzwaldGemeinschaft. Schon in meinen 20ern habe ich in WGs gewohnt. Damals wie heute empfinde ich das Leben in Gemeinschaft für mich als „menschengemäß“: viele Möglichkeiten zum Austausch, Lebendigkeit, besonders auch durch die Kinder; Teilen des Alltags mit seinen Höhen und Tiefen, sich gegenseitig unterstützen, sich in der Tiefe begegnen – das macht mich glücklich!

In der SchwarzwaldGemeinschaft schätze ich besonders die Verbindlichkeit und Ernsthaftigkeit, mit der wir unser Projekt angehen. Und die Bereitschaft, zu lernen, sich weiterzuentwickeln ….

Hinterlasse einen Kommentar